FAQ

Ist Bitcoin nicht ohnehin nutzlos?

Nein. Bitcoin wird von Millionen von Menschen für eine Menge verschiedener Anwendungsfälle eingesetzt. Für diese hat Bitcoin demnach einen Nutzen. Es ist eine ziemlich arrogante Haltung, wenn gerade diejenigen Personen, die Bitcoin nicht verwenden, eine allgemeingültige Entscheidung über dessen Nützlichkeit treffen.

Bitcoin fungiert als privatautonomes Gegenmodell für jedwedes (staatliche) Finanzsystem und dies überall auf der Welt. Er gibt den Menschen eine Möglichkeit, finanzieller Zensur, staatlichen Beschränkungen eines freien internationalen Kapitalverkehrs oder der Inflation auszuweichen, und Bitcoin ermöglicht einen erlaubnisfreien mithin nicht von einem Kreditinstitut abhängigen Zugang zu einem alternativen globalen Finanzsystem. Jeder Mensch kann Bitcoin nutzen. Bitcoin diskriminiert nicht. Hier sind einige Beispiele:

  • Ein prominentes Beispiel ist Wikileaks. Als die US-Regierung andere Zahlungsdienstleister unter Druck setzte, Zahlungen an Wikileaks zu blockieren, konnte die Plattform dank Spenden in Bitcoin weitermachen.
  • Hier ist eine faszinierende Analyse von Bitcoins Funktion als sogenannte Ausweichwährung in Lateinamerika.

Im Grunde kann sich jeder glücklich schätzen, für den Bitcoin keinen Nutzen hat.

Ich habe irgendwo gelesen, dass jede Bitcoin-Transaktion "dem Stromverbrauch eines durchschnittlichen US-Haushalts über 22,86 Tage entspricht". Ist das wahr? Ist das nicht furchtbar?

Kurz: Tatsächlich nutzen die meisten Menschen Bitcoin wenig als Zahlungsmittel und wenn, dann werden die meisten Zahlungen gar nicht in die Blockchain aufgenommen. Also ist die Berechnung der Energiekosten einer Transaktion genauso unmöglich und unsinnig wie es bei Gold der Fall wäre.

Die obige Zahl stimmt insofern, als dass diese auf einer Schätzung des Energieverbrauchs des Bitcoin-Minings geteilt durch eine Schätzung der On-Chain-Transaktionen, verglichen mit einer wahrscheinlich plausiblen Schätzung des Stromverbrauchs der Haushalte beruht. Doch wie aussagekräftig ist eine solche Kalkulation? Nur weil etwas zur gleichen Zeit stattfindet, besteht nicht automatisch ein Ursache-Wirkung-Zusammenhang. In vergleichbarer Weise ist es auch wahr, dass der Mangel an Piraten die globale Erwärmung verursacht.

Diese drei Werte auf jene Weise zu verbinden, bringt somit keinen Erkenntnisgewinn, sondern bezweckt Abschreckung. Zudem besteht der Wert von Bitcoin nicht primär in dessen Eigenschaft als Zahlungsnetzwerk. Insofern ist die Anzahl der On-Chain-Transaktionen keine maßgebende Metrik. Dies lässt sich leicht auch daran erkennen, dass die Anzahl der On-Chain Transaktionen schon immer begrenzt war und dieses Limit seit mindestens 2019 ziemlich konstant erreicht wird. Auf der anderen Seite ist die geschätzte Anzahl der Nutzer seit 2009 um viele Größenordnungen gestiegen. Wie kann das möglich sein?

  • In den letzten Jahren ist die langfristige Vermögenswertsicherung zum Hauptanwendungsfall von Bitcoin geworden. Das heißt, die Menschen nutzen ihn mehr zur Aufbewahrung ihrer Ersparnisse als zum Bezahlen von Waren und Dienstleistungen.
  • Seine derzeitige Verwendung ist daher eher mit der von Gold vergleichbar, das heute ebenfalls selten bis gar nicht als Zahlungsmittel genutzt wird. Soweit ersichtlich, wurde hier noch nie berechnet, wie hoch die Energiekosten für den Goldabbau plus die Kosten für das Verteilen und den Vertrieb des Goldes, geteilt durch die Anzahl der physischen Goldtransporte, sind. Diese Zahl hätte am Ende eine ähnlich irreführende Aussagekraft wie bei Bitcoin.
  • Genau wie bei Gold gibt es Möglichkeiten, auch kleine Transaktionen schnell und günstig mit Bitcoin durchzuführen. Die meisten Transaktionen in der realen Welt verwenden eine sog. Off-Chain-Methode. Die wahrscheinlich populärsten sind heute Verwahrungsdienste wie Börsen. Das Senden von Bitcoin von einem Kunden zu einem anderen bei einem solchen Dienst erfordert nur das Ändern von zwei Zahlen in der Datenbank und ist das Äquivalent zu Gold in einer Bank, das lediglich den Eigentümer wechselt. Es ist schwer zu sagen, wie viele solcher Transaktionen es gibt, da es eine Vielzahl solcher "Bitcoin-Banken" gibt und ihre Zahlen nicht öffentlich sind. Zumindest aber es ist sicher zu sagen, dass sie die On-Chain-Transaktionen um Größenordnungen in den Schatten stellen.
  • Im Gegensatz zu Gold gibt es allerdings auch Methoden, Bitcoin "off-chain" zu übertragen, die weniger Vertrauen in Intermediäre erfordern, wie etwa das Lightning Network oder Liquid-Verbund von Blockstream. Mit einer wachsenden Nachfrage an Transaktionen werden solche Alternativen weiterentwickelt und gewinnen an Popularität, ohne dass sich dies in den obigen Zahlen niederschlägt. Beim Lightning Network ist es sogar schwierig abzuschätzen, wie viele Transaktionen durchgeführt werden, da es kein zentrales Register gibt, das alles aufzeichnet.

Aber ich habe gelesen, dass Visa-Transaktionen viel wirtschaftlicher sind!

Das liegt daran, dass dies völlig verschiedene Dinge sind. Bei Visa-Transaktionen ändern nur die entsprechenden Unternehmen ein paar Zahlen in ihren Datenbanken . Es ist im Grunde nur eine extravagante Art, die Absicht zu signalisieren, etwas auszugeben. Es ist nicht endgültig. Stattdessen findet womöglich gar kein wirklicher Werttransfer statt (das "Geld" ist immer noch eine Schuld bei der gleichen Bank und verschiebt sich lediglich auf ein anderes Konto).

Auf der anderen Seite ist eine Bitcoin-On-Chain-Transaktion eine reale Übertragung eines Vermögensgegenstands, vergleichbar mit einer Goldlieferung von einer Zentralbank zu einer anderen. Auch diese sind entsprechend teuer. Es wäre völlig übertrieben, auf diese Weise einen Kaffee kaufen zu wollen. Dafür reichte es wohl aus, einfach ein paar Zahlen bei einer (Bitcoin-)Bank zu aktualisieren. Oder das Lightning Network zu nutzen.

Wenn Du ein wenig Zeit hast: Nic Carter hat es viel besser erklärt als ich.

Wird Bitcoin die Ozeane zum Überkochen bringen?

Kurz: Nein. Es wird zwar viel Energie verbraucht und dies führt auch zu entsprechenden CO2-Emissionen. Die aktuell besten Schätzungen findest Du hier. Es ist schwer vorherzusagen, wie sich dies in Zukunft weiter entwickeln wird; allerdings wird das exponentielle Wachstum nicht ewig anhalten.

Es ist schwierig, Vorhersagen zu machen, besonders über die Zukunft. Das ist der Grund, warum sich sogar innerhalb der Bitcoin Community widersprüchliche (aber todsichere) Prognosen für die zukünftige Entwicklung hinsichtlich Hash-Rate, Mining-Kosten, Energieverbrauch und CO2-Emissionen finden lassen. Aber zunächst ist es wichtig, diese vier Werte klar zu unterscheiden.

Die Hash-Rate von Bitcoin ist rasant von einigen Megahashes zu Beginn auf heute dreistellige Exahashes (das heißt, xxx**10^18 Hashes pro Sekunde, oder xxx Millionen Millionen Megahashes) gewachsen. Das bedeutet, dass sie sich in 12 Jahren einige Billionen mal erhöht hat. Wäre der Strombedarf vergleichbar angestiegen, würde das Mining mittlerweile mehr Energie verbrauchen, als auf der Welt produziert wird. Aber zum Glück ist die Hash-Rate überhaupt nicht das, was für die Ökonomie von Bitcoin wichtig ist.

Die Kennzahl, die alles verbindet, sind die Kosten des Minings. Wenn sich die Miner ökonomisch verhalten (was sie meistens zu tun scheinen), sollten sich Kosten und Blockbelohnung über die Zeit immer weiter annähern. Die Blockbelohnung wiederum setzt sich zusammen aus der Blocksubvention ("neue Bitcoins, die gemined werden") und den Mining-Gebühren ("was die Leute bezahlen, um ihre Transaktionen in einen Block zu bekommen"). Die Blocksubvention halbiert sich alle 210.000 Blöcke (ca. 4 Jahre), was bereits dreimal passiert ist, so dass sie von 50 BTC auf heute 6,25 Bitcoin gesunken ist und weiter exponentiell sinkt - wenn man sie in BTC berechnet. Die Mining-Gebühren sind in den letzten Jahren hingegen deutlich angestiegen und liegen derzeit bei etwa 15% der Blockbelohnung. Es ist wichtig für die zukünftige Sicherheit von Bitcoin (wenn die Subvention weiter gesunken ist), dass diese substanziell bleiben. Wie substanziell? Das weiß niemand. Die Hoffnung ist, dass der Markt es herausfinden wird.

Natürlich sind die Kosten für das Mining gerechnet in, sagen wir, USD, nicht gesunken, sondern in den letzten 12 Jahren exponentiell gestiegen, weil der Preis von Bitcoin sogar noch mehr gestiegen ist. Aber es ist dabei wichtig zu beobachten:

  • die Mining-Kosten steigen exponentiell langsamer als die Hash-Rate (aufgrund von technologischen Verbesserungen)
  • die Mining-Kosten steigen exponentiell langsamer als der Bitcoin-Preis (wegen der Halvenings)
  • die Mining-Kosten in BTC sind in naher Zukunft relativ leicht vorherzusagen (solange sie von Subventionen dominiert werden)
  • die Mining-Kosten in USD hängen größtenteils vom Bitcoin-Preis ab, sind bisher exponentiell gewachsen, könnten aber ihren Höhepunkt erreichen, wenn der Bitcoin-Preis nicht mehr alle vier Jahre um mehr als 100 % wächst.

Nun zur dritten Metrik. Der Energieverbrauch hängt von vielen Faktoren ab. Die Mining-Kosten sind wahrscheinlich der offensichtlichste Faktor. Auch die Verfügbarkeit, die Langlebigkeit und die Kosten der Mining-Ausrüstung müssen berücksichtigt werden, und auch diese verändern sich auf interessante Weise. Der spannendste Aspekt dabei ist jedoch wahrscheinlich der Preis für den verwendeten Strom. Mit zunehmender Entwicklung des Bitcoin-Minings sind die Miner nicht nur zu Energieverbrauchern von industrieller Größe geworden, sondern auch mobil genug, um sich die billigste Energie der Welt zu suchen. Dies hat faszinierende Konsequenzen:

  • der Energieverbrauch könnte stärker gestiegen sein als die Mining-Kosten, da die Miner Zugang zu billigerer Energie erhalten haben
  • die Energie, die Miner heutzutage verbrauchen, ist meist sehr billig, weil sie meist als Überschuss vorhanden ist
  • der Energieverbrauch korreliert negativ mit dem Energiepreis. Wenn es den Aufsichtsbehörden also gelingt, den Preis für schmutzige Energie zu erhöhen, werden Miner weniger davon verbrauchen.

Womit wir bei der letzten und entscheidenden Kennzahl wären, den CO2-Emissionen. Diese ist am schwierigsten zu messen und vorherzusagen, weil sie nicht nur von der Menge der verwendeten Energie, sondern auch von der Art der verwendeten Energie entscheidend abhängt. Leider arbeiten viele Mining-Betreiber nicht sonderlich transparent. Dies führt dazu, dass die vorhandenen Forschungsergebnisse (siehe unsere Quellen) bei der Bestimmung von CO2-Emissionen anhand der Energienutzung ungenau ist. Obwohl die Schätzungen über den Prozentsatz der beim Mining verwendeten erneuerbaren Energie variieren, kann man relativ sicher sagen, dass er weit über dem durchschnittlichen Niveau der meisten Länder liegt. Da die Studien vom Stromverbrauch auf die CO2-Emissionen extrapolieren, indem sie den Umfang des Minings in einer Region schätzen und dann mit dem durchschnittlichen CO2-Fußabdruck der Energieerzeugung in dieser Region multiplizieren, schätzen sie wahrscheinlich zu hoch. Tatsächlich gibt es hier zwei Schlüsselfragen, und die zweite ist in der akademischen Forschung, soweit wir wissen, überhaupt nicht behandelt worden:

  • wie viel CO2 wird bei der Energieerzeugung emittiert?
  • was wäre ansonsten passiert, wenn das Bitcoin-Mining nie stattgefunden hätte?

Es gibt substantielle Hinweise darauf, dass der Trend bei beiden Fragen positiv ist. Staaten werden Miner, die Subventionen für fossile Energie missbrauchen, nicht lange tolerieren. Wie bereits in einer anderen Frage erwähnt, nutzen Energieversorger das Bitcoin-Mining, um Überschüsse an erneuerbarer Energie für Verbrauchsspitzen bereitzustellen. Mining wird anstelle des Abfackelns oder auch nur des Ablassens von überschüssigem Erdgas eingesetzt. Es gibt aber auch Berichte darüber, dass Mining stillgelegte Öl- oder Gasfelder wieder profitabel macht. Es bleibt wichtig, sich all diese Beispiele genau anzuschauen, um zu sehen, ob sie wirklich positiv sind, aber man kann durchaus optimistisch bleiben.

Ist Proof-of-Work nicht nutzlos? Wofür ist es gut?

Kurz: Nein. Das ist ein komplexes Thema.

Adam Gibson hat eine etwas abschweifende, aber dennoch recht elegante Darstellung zu diesem Thema geschrieben. Ich empfehle, sie zu lesen. Abgesehen davon versuche ich hier, es ein wenig kürzer zu erklären:

Proof-of-Work sind kurze Datensätze, die es erlauben, günstig zu verifizieren, dass sie (mit hoher Wahrscheinlichkeit) teuer zu beschaffen waren. Diese Daten (ein 256-Bit-Hash in Bitcoin) können auch auf andere - oft größere - Datensätze verweisen und bezeugen so, dass diese existiert haben müssen, als der Proof-of-Work erzeugt wurde. Er erfüllt mehrere wichtige Funktionen in Bitcoin. Ich denke, dass dies die zwei unersetzlichsten sind:

Erstens kann man anhand des Proof-of-Work, der an mehrere konkurrierende Versionen der Transaktionshistorie ("Blockchains") angehängt ist, leicht erkennen, welche Version der Historie mehr Arbeit benötigt hat, um sie festzuhalten. Die Version mit den meisten Arbeit wird von allen Bitcoin-Clients als die aktuell gültige Version angesehen. Es wird kein Kontext oder anderes Vorwissen benötigt, um dies zu verifizieren. Solange ein Client, der neu mit dem Bitcoin-Netzwerk verbunden wurde, in der Lage ist, eine einzige Kopie der korrekten Historie zu erhalten, wird ihn keine der gefälschten Historien täuschen können, da stets offensichtlich sein wird, welche die aufwendigste Version ist. Dies ist vergleichbar mit dem Vertrauen in eine Bank, das durch Wolkenkratzer und viele Mitarbeiter begründet wird, gegenüber jeder Menge anderer "Banken", die gerade Stände in Deiner Straße eröffnet haben. Die echte Bank würde sich nicht so viel Mühe geben, nur um an Dein Geld zu kommen. Genauso wenig würden Miner riesige Mengen an Arbeitsleistung aufwenden, nur um Dich zu täuschen, indem sie Dir eine erfundene Version der Historie präsentieren, in der Du Geld erhältst, das in Wirklichkeit an jemand anderen ausgegeben wurde.

Zweitens ist Proof-of-Work, weil er teuer herzustellen ist, die gerechteste Art der Verteilung eines neuen Assets, die wir kennen. Miner wenden fast so viele Kapital für Hardware, Energie und Arbeitszeit auf, wie sie an Bitcoins im Gegenzug dafür erhalten. Aber aufgrund der recht großen Ungewissheit bei diesem Prozess - schwer vorherzusagende Dinge wie die Anzahl an Konkurrenten, der Strompreis, Hardware-Verbesserungen und Bitcoin-Preis können die Rentabilität des Minings drastisch verändern -können Miner oft einen Gewinn verdienen, was das Interesse am Minen aufrecht hält.

Könnten wir nicht einfach etwas anderes wie Proof-of-Stake oder Proof-of-xxx verwenden?

Kurz: Soviel wir wissen, gibt es hier wie überall nichts umsonst.

Proof-of-Stake ist ein ähnliches Konzept wie das des Perpetuum Mobile: Es versucht, einen Vermögenswert gegen das Fälschen mehrerer neuer Historien zu sichern, indem es die Strafe in dem Vermögenswert selbst bemisst, während es ehrliches Verhalten mit dem Vermögenswert selbst belohnt. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass dies funktioniert, obwohl viele Marktteilnehmer das Gegenteil behaupten, genau wie beim Perpetuum Mobile.

Ein beliebter irreführender Ansatz ist es, das System so komplex zu machen, dass selbst Experten nicht feststellen können, welche Sicherheitseigenschaften überhaupt angestrebt werden. Es ist möglich, alle praktischen Probleme einfach in der Theorie wegzudefinieren. Wenn diese Systeme schließlich gebaut werden, und unweigerlich Angriffe auftauchen, wird das System einfach noch komplexer gemacht, was vielleicht einen konkreten Angriff ausschließt, aber mehrere andere eröffnet. Beachte, dass dieser Taschenspielertrick in einem wirklich dezentralen System wie Bitcoin gar nicht möglich wäre, weil das System nicht einfach von ein paar Insidern verändert werden kann.

Beachte auch, dass selbst wenn es möglich wäre, das Register mit Proof-of-Stake gegen Manipulation zu sichern, dies das Verteilungsproblem überhaupt nicht lösen würde.

Was noch exotischere "Beweisverfahren" angeht, so wurden auch hier viele Behauptungen über "den besseren Bitcoin" aufgestellt, aber leider hat etwas immer verhindert, dass diese wirkliche Fortschritte machen. Natürlich, nur weil so viele abenteuerliche Behauptungen aufgestellt wurden und seriöse Forscher seit 12 Jahren nicht mit einem besseren System aufwarten konnten, heißt das nicht, dass es unmöglich ist ein besseres Verfahren zu finden. Allerdings ist das nichts, auf das wir uns im Moment verlassen können.

Können wir nicht einfach Bitcoin ändern?

Nein. Bitcoins wichtigste Eigenschaft ist seine Resistenz gegen die Veränderung zentraler wirtschaftlicher Merkmale. Proof-of-Work bleibt dabei ein wichtiges ökonomisches Prinzip, selbst wenn es eine technische Alternative gäbe. Aber am wichtigsten ist, dass es bislang keine bekannten Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften gibt.

Können wir Bitcoin nicht einfach verbieten?

Nein. Bitcoin wurde entwickelt, um der Einwirkung durch staatlichen Akteuren zu widerstehen. Es zu verbieten würde ein globales totalitäres Regime erfordern. Willst Du das wirklich?

Wie könnte Bitcoin eine positive Wirkung auf die Umwelt haben?

Kurz: Es könnte dabei helfen, die Entwicklung erneuerbarer Energien zu finanzieren, Subventionen für fossile Energien abzuschaffen, Umweltschäden durch überholte Systeme wie weiteren Goldabbau zu verringern, Anreize zum Sparen statt zum Ausgeben zu schaffen und vielleicht sogar die Grundlage für ein nachhaltigeres Wirtschaftssystem sein.

Viele Bitcoiner haben leidenschaftliche Abhandlungen voller Überzeugung über dieses Thema geschrieben. Hier ist eine Sammlung von Twitter-Beiträgen dazu. Was ich aber an den meisten dieser Beiträge nicht mag, ist die völlige Überzeugung, die teilweise wirklich unpassend wirkt.

Es gibt tatsächlich alle möglichen Argumente, warum Bitcoin eine positive Wirkung im Kampf gegen den Klimawandel haben könnte. Sie reichen von spekulativ bis hochspekulativ aber das bedeutet nicht, dass sie nicht wahr werden könnten. Hier ist eine Auswahl:

  • Bitcoin-Miner suchen sich die günstigsten elektrischen Energieformen auf dem Planeten, ziemlich unabhängig vom Standort, und garantieren einen Mindestpreis dafür. Dies kann viele interessante Konsequenzen haben: Es schafft mehr Marktnachfrage für die Erforschung und den Einsatz von neuen Energiequellen. Ohne regulatorische Aufsicht könnte dies aber auch dazu führen, dass fossile Energieträger noch profitabler werden. Bislang haben wir zaghafte Versuche in beide Richtungen gesehen: Das Minen wurden zur Finanzierung der Überversorgung mit erneuerbaren Energien ebenso genutzt wie zur Reaktivierung von ehemals unrentablen Ölfeldern.
  • Da Bitcoin-Miner billige Energie nutzen, wo immer sie vorkommt, könnten sie das Ende der Energiesubventionen beschleunigen, indem sie sie einfach wirtschaftlich untragbar machen. Oder sie werden einfach geächtet. So oder so wird es kein auf fossiler Energie basierendes Mining mehr geben.
  • Bitcoin könnte Teile des bestehenden Finanzsystems ersetzen, einschließlich des Goldbergbaus. Der Goldabbau ist ein umweltgefährdender Prozess und könnte weniger profitabel werden, wenn Bitcoin einen Teil der monetären Prämie übernimmt, die Gold jetzt innehat.
  • Bitcoin setzt die Idee des soliden Geldes um. Das heißt, der Bitcoin-Vorrat ist knapp (sogar noch vorhersehbarer als Gold). Dies impliziert, dass es mit der Zeit immer wertvoller werden wird. Daher ist das Sparen von Bitcoin attraktiver als das Sparen von Fiat-Geld, das dazu tendiert, mit der Zeit weniger wertvoll zu werden. Um nicht an Wert zu verlieren, muss Fiat-Geld immer investiert werden. Aber jede Investition birgt sowohl Risiken als auch Umweltkosten. Bitcoin könnte eine Alternative sein, die sowohl weniger risikoreich (auf lange Sicht) als auch weniger ökologisch problematisch ist als die durchschnittliche Investition. So könnten Menschen einen Anreiz haben, Bitcoin über längere Zeiträume zu halten, und dieser Sparzeitraum wäre mit einem weniger hohen CO2-Ausstoß verbunden, als wenn die gleiche Menge an Kaufkraft potenziell mehrfach in der Wirtschaft ausgegeben werden würde.
  • Von Anfang an war Bitcoin eine Gegenbewegung zum herkömmlichen Bankensystem, das auf Kreditausweitung aufgebaut ist. Viele Menschen sehen dieses System der Geldproduktion als einen Haupttreiber für Ungleichheit, unbegrenztes Wirtschaftswachstum und Umweltgefahren. Bitcoin könnte die Grundlage für ein neues System sein, das einige dieser Probleme anders angehen könnte.

Wenn Bitcoin tatsächlich irgendwann gegen den Klimawandel helfen könnte, warum wollt Ihr dann überhaupt etwas tun?

Beachte das "könnte" in der Frage. Es bedeutet, dass diese Visionen sowohl ungewiss sind als auch sicher heute noch nicht wirksam sind. Der Klimawandel ist heute ein Problem und muss so schnell wie möglich angegangen werden. Selbst wenn die Visionen der Bitcoiner von einer besseren Welt durch besseres Geld wahr werden, wird dies sicherlich nicht über Nacht geschehen und es könnte dann zu spät sein. Bis dahin steht es außer Frage, dass Bitcoin-Mining schon heute zum Klimawandel beiträgt. Deshalb wollen wir jetzt handeln.

Wie können wir helfen, den Klimawandel zu bekämpfen?

Bitcoin ist Geld. Bitcoiner - Hodler, Miner, Börsen, Unternehmen - verdienen Geld. Geld kann helfen, Probleme zu lösen. Deshalb möchten wir Dich ermutigen, etwas von diesem Geld an Organisationen zu spenden, von denen Du glaubst, dass sie einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten können. Und sag uns Bescheid, damit wir mitzählen können, um eines Tages der Welt berichten zu können, dass Bitcoin ein klimafreundliches Geld darstellt.

Wohin kann ich spenden?

Wir wollen Dein Geld nicht nehmen. Im Einklang mit dem Geist von Bitcoin ist dies eine freiwillige und dezentrale Initiative. Idealerweise wählst Du also den Zweck und den Betrag, den Du spenden willst, schätzt die Menge des CO2-Ausgleichs und meldest uns das, so anonym oder öffentlich, wie Du möchtest. Um Dir das zu erleichtern, haben wir eine Liste von Organisationen zusammengestellt, die wir für sinnvoll halten und die mit uns zusammenarbeiten, um die Zahlen automatisch zu melden. So können wir unsere Wirkung als Bitcoiner leicht erfassen. Darüber hinaus haben wir den CO2-Rechner erstellt, um Dir eine Vorstellung davon zu geben, wie viel CO2 Du vielleicht ausgleichen möchtest.

Generell würden wir empfehlen, das Risiko zu streuen, indem wir als Gemeinschaft für eine Vielzahl von Initiativen mit unterschiedlichen Ansätzen spenden. Du kannst einfach diejenigen auswählen, die Du am ansprechendsten findest. Wenn sie nicht auf unserer Liste stehen, kontaktiere uns einfach, um uns mitzuteilen, für wen Du spenden möchtest. Wenn die Initiative unseren Standards entspricht, werden wir Deinen Beitrag gerne der Gesamtsumme hinzufügen und diese vielleicht sogar in unsere Empfehlungsliste aufnehmen.

Von wie viel Geld reden wir?

Ein Blick auf die Seite des CO2-Rechners zeigt, dass die aktuelle Schätzung des gesamten CO2-Ausstoßes durch Bitcoin-Mining während seiner Lebensdauer bei etwa 100 Mt liegt. Klassische Kompensationsmaßnahmen oder Kohlenstoffgutschriften würden dies mit etwa 20 USD pro Tonne CO2 oder 2 Mrd. USD bewerten. Das sind weniger als 0,2 % des aktuellen Wertes aller existierenden Bitcoins, oder etwa 100 EUR pro Bitcoin.

Wie Du jedoch auf unserer Liste der Spendenorganisationen sehen kannst, gibt es Initiativen, die einen viel höheren Wirkungsgrad pro investiertem Dollar versprechen, und zwar in einer Größenordnung von weniger als 1 USD pro Tonne CO2. Diese neigen dazu, etwas spekulativer zu sein, insofern dass es größere Abweichungen von der erwarteten Kompensationsmenge geben kann; das ist in Ordnung, sofern wir nicht alle unsere Eier in den gleichen Korb legen.

Es scheint also vernünftig anzunehmen, dass wir unser Ziel, Bitcoin zu einem zertifizierten klimaneutralen Geld zu machen, mit weniger als 100 Mio. EUR an Gesamtspenden erreichen könnten. Das sind weniger als 0,01% des Wertes aller Bitcoins, oder etwa 5 EUR pro Bitcoin.

Die jährlichen Zahlen liegen bei der derzeitigen Wachstumsrate bei etwa einem Drittel des gesamten Lebenszeitbetrags.

Ist das viel?

Nicht wirklich, wenn man bedenkt, dass Fiat-Geld mit einer Rate von mindestens 2% pro Jahr an Wert verliert. Oder dass Bitcoiner bereits 300 Mio. USD pro Jahr an gemeinnützige Organisationen spenden.